Autonomes Fahren: Mercedes testet türkises Leuchten in Deutschland
Wer hat die Kontrolle über das Fahrzeug? Sitzt ein menschlicher Fahrer am Steuer und lenkt das Auto? Oder wird das Fahrzeug stattdessen von einem Computer gesteuert und autonom navigiert? Zukünftig soll es für andere Verkehrsteilnehmer möglich sein, diese Unterscheidung auf den ersten Blick zu erkennen. Die Art und Weise, wie das Fahrzeug beleuchtet ist, soll Aufschluss darüber geben, wer oder was die Kontrolle hat. Die Beleuchtung des Autos soll also genutzt werden, um anzuzeigen, ob ein Mensch das Fahrzeug fährt oder ob es autonom von einem Computer gesteuert wird.

Türkis wird die Farbe des autonomen Fahrens. Mercedes-Benz darf nun auf deutschen Straßen testweise Markierungsleuchten in dem blaugrünen Farbton einsetzen. Die Genehmigung ist zunächst bis Sommer 2028 befristet.
Die Zusatzleuchten in den Scheinwerfern, den Heckleuchten und den Außenspiegeln werden aktiviert, sobald die Fahrzeuge in den hochautomatisierten Fahrmodus schalten. Auf diesem sogenannten Autonomie-Level 3 übernimmt der Computer dauerhaft sowohl das Steuer als auch die Verantwortung. Die türkisen Lichter sollen anderen Verkehrsteilnehmern anzeigen, dass aktuell kein Mensch am Steuer sitzt.
Mercedes setzt die Technik bereits seit Ende 2023 in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada ein. Nun startet die EU-Erprobung in Deutschland an Bord von Fahrzeugen der S- und EQS-Klasse.
Noch keine Standards definiert
Die Autobranche arbeitet bereits seit Jahren an Standards zur Markierung von Fahrzeugen, die sich im automatisierten oder vollkommen autonomen Betrieb befinden. In der Diskussion spielt die Farbe Türkis eine wichtige Rolle, weil sie anders als etwa blaues oder gelbes Blinklicht im Verkehr noch nicht belegt ist. Und weil sie keine spezielle Instruktion impliziert – wie etwa rotes Stopplicht oder ein Grün, das freie Fahrt suggeriert. Allgemeine Standards wurden aber noch nicht definiert.
Eine Markierung automatisiert fahrender Autos könnte langfristig immer wichtiger werden. Spätestens dann, wenn die Robotermobile mit anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren müssen – etwa wenn es um das Verhandeln von Vorfahrtsregeln geht oder ein Fußgänger die Straße überqueren möchte. Im Falle der Mercedes-Fahrzeuge dürften solche Fälle bislang kaum eine Rolle spielen, da das bereits auf dem Markt befindliche autonome System der Schwaben – der sogenannte “Drive Pilot” – vor allem auf Schnellstraßen zum Einsatz kommt.